Mittwoch, 7. November 2012

casa de la amistad

Hola Hola :)

Cómo están? Puh, ich hatte letzte Woche das erste Mal so richtig Heimweh! Ich vermisste die Schweiz mit all ihren Bequemlichkeiten, wie warme Dusche, und einer Kultur, welche ich kenne und in welcher ich mich richtig zu verhalten weiss, sowie enge Freunde, mit welchen ich mich über alles unterhalten kann ohne ständig nach den richtigen Worten suchen zu müssen... Doch diese Woche geht es mir schon wieder viel besser und ich kann Bolivien, die Leute und ihre Kultur wieder voll und ganz geniessen! Oftmals sitze ich im Trufi und schmunzle über all das, was um mich herum geschieht - so vieles wäre in der Schweiz undenkbar! ;)

Ich arbeite nun seit zwei Wochen in einem Projekt mit und möchte euch hier ein bisschen mehr davon erzählen. Das Projekt heisst "casa de la amistad" (Haus der Freundschaft) und ist im Zentrum von Cochabamba. Von Montag bis Freitag von ca. 8.30-16.30 Uhr kommen Kinder und Jugendliche zu uns, welche mit ihrer Familie im Gefängnis leben oder einen Elternteil haben, welcher im Gefängnis ist. Die Kinder sind ungefähr 3-16 Jahre alt. So haben wir vier Gruppen, in welchen die Kinder nach Alter eingeteilt werden. Die jüngsten Kinder sind den ganzen Tag im Projekt, da sie noch keine Schule haben. Die älteren kommen entweder am Morgen (dann haben sie am Nachmittag Schule) oder am Nachmittag (dann haben sie am Morgen Schule) zu uns. Im Casa de la amistad bekommen sie etwas zu essen (Frühstück, Mittagessen und Nachtessen), sowie medizinische und psychologische Unterstützung. Momentan ist eine junge Zahnärztin aus Canada da, die die Zähne der Kinder kontrolliert und ihnen beibringt, wie sie ihre Zähne pflegen können. Bei den Kindern ist sie sehr beliebt, denn am Schluss bekommt jedes Kind eine Zahnbürste und Zahnpasta. :) Für die psychologische Betreuung kommen Psychologie-StudentInnen aus der Uni von Cochabamba, welche mit den Kindern Gespräche führen. Zudem gibt es für die älteren Kinder Gitarrenunterricht, Gesangs-, Tanz- oder Theaterstunden, in welchen ihre Fähigkeiten gefördert werden sollen. Ansonsten werden in verschiedenen Altersgruppen die Hausaufgaben gemacht, Geschichten erzählt, gesungen, gespielt, etc.
Momentan komme ich immer auf den Mittag und helfe beim Mittagessen. Dies hört sich so einfach an, ist aber jeweils ein riesen Durcheinander, da nicht alle Kinder gleichzeitig essen (die Kinder, welche am morgen Schule hatten, kommen etwas später und natürlich auch nicht alle gleichzeitig... ). Bis wirklich alle gegessen haben, dauert es oftmals eineinhalb Stunden! Danach gehen wir dann in die verschiedenen Gruppen. Ich bin momentan in der Gruppe der ca. 7-10 jährigen und helfe bei den Hausaufgaben (vor allem Mathematik!) oder was sonst gerade ansteht. Momentan üben wir auch Tänze mit den Kindern für ein Fest im Dezember. Die Schulen scheinen hier sehr schlecht zu sein. Oftmals sind 40 Kinder in einer Klasse. Die Kinder schreiben dann einfach das ab, was die Lehrerin an die Wandtafel schreibt, ohne zu verstehen, was sie genau machen. So haben viele Kinder von Mathematik keine Ahnung. Sie müssen zum Teil riesige Zahlen schriftlich dividieren, beherrschen aber nicht einmal das Ein-Mal-Eins. Ich bin also gefordert.. ;) Allerdings muss ich noch ein wenig heraus finden, was hier genau meine Aufgaben sein könnten und was ich erreichen möchte. Doch als erstes gilt es sicherlich eine Beziehung zu den Kindern und den BolivianerInnen aufzubauen. Es ist ganz anders in einem bolivianischen Projekt mitzuarbeiten. Zum Beispiel sagen dir die BolivianerInnen nicht: "Kannst du das für mich machen oder ich brauche hier Hilfe!" Dies gehört zu ihrer Kultur. Ich muss also immer selber schauen und heraus finden, wo sie meine Hilfe benötigen könnten, was manchmal ziemlich anstrengend ist. Doch ich treffe mich jede Woche einmal mit Mauge (directora von meiner Schule), um über mein Projekt zu sprechen. Sie erzählt mir dabei auch viel über die bolivianische Kultur und wir schauen zusammen an, was ich noch machen könnte. Dies hilft mir wirklich sehr! Und ich bin gespannt, was ich hier noch alles erleben darf. Nächste Woche darf ich ev. mit ein paar Sozialarbeiterinnen mit ins Frauengefängnis. Das wäre sicher sehr sehr spannend!

So, und damit mein Blogeintrag nicht nur aus Text besteht. Hier noch ein paar Fotos von unserem Ausflug letzten Freitag. Ich war mit Noelia, Maite und Janina im Park Pairumani, welcher sich in der Nähe von Cochabamba befindet. Dort konnte ich die Natur so richtig geniessen! Das war wirklich wunderschön:


Janina, Noeli und ich im Park


sauberes (!) Wasser. Die Flüsse sind hier sonst immer sehr schmutzig.


links sind wir an den Bergen entlang gewandert


Maite und ich an einem Aussichtspunkt


da es ein Feiertag war, waren wir nicht ganz alleine unterwegs :)


Janina meinte, hier sehe es aus wie im Tessin. Deshalb hatten wir ein bisschen Heimweh... :)


Füsse baden im eiskalten Wasser!


Ausblick auf Cochabamba

So, das wärs wieder einmal von mir. Am Wochenende fahre ich in den Nationalpark Toro Toro. Da gibt es nächste Woche dann sicherlich wieder tolle Bilder zu bestaunen... :) Bis daaannn..

abrazos y besos
rebi

PS: Da die Kinder im Projekt nicht mehr lange Schule haben und schon jetzt zum Teil keine Hausaufgaben mehr mitbringen, hier ein kleiner Aufruf an all meine lieben HeilpädagogInnen, LehrerInnen oder sonst HobbyBastlerInnen. Wenn ihr irgendwelche einfache Spiele kennt, welche möglichst wenig Material benötigen oder tolle Bastelideen auf Lager habt, oder sonst irgendwelche tolle Ideen, welche wir mit den Kindern umsetzen können, dann dürft ihr mir diese gerne per Mail schreiben! Muchas Gracias!

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